Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind,
dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind.
Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.
1. Kor 13, 11
Was macht den Mann zum Mann?
Was macht wahre Männlichkeit aus, die Stärke und Schwäche in gleicher Weise zulässt?
Das traditionelle Männerbild steckt in der Krise. Der Zustand unserer Gesellschaft wie auch unseres religiösen Lebens zeigt, dass diese Identitätskrise auch eine spirituelle Krise ist. Unsicher und unzufrieden mit ihrer Rolle in Familie, Kirche und Gesellschaft suchen immer mehr Männer nach Sinn und Identität, den tiefsten Leidenschaften eines Mannes.
Außerhalb unserer „modernen“ Gesellschaften wurden und werden junge Männer in die wesentlichen Geheimnisse des Lebens „initiiert“, also eingeweiht. Erst dann wurden diese jungen Männer offiziell zum Mann. In unseren westlichen Gesellschaften haben wir keine echten Initiationsriten mehr. Wir erschaffen stattdessen Pseudobilder vom „echten“ Mann, die noch mehr Probleme schaffen, weil sie das innere Bedürfnis nach Sinn nicht erfüllen können.
Die Initiation nach Richard Rohr greift das Wissen um die Bedeutung dieser uralten Tradition wieder auf. Dieser 5 Tage dauernde Übergangsritus richtet sich an Männer, die auf der Suche nach ihrer wahren Bestimmung im Leben sind und die ihr Mann-Sein auf eine reife, verantwortliche und spirituelle Weise leben wollen.
Werden, der Du wirklich bist…
Diese tiefen seelischen und spirituellen Erfahrungen können jedoch nicht theoretisch erworben werden, „Mann“ muss sie erleben.
Dazu nutzen wir die Kraft von Ritualen und die Macht von Bildern und biblischen Texten. Wir vertrauen auf die Kraft persönlicher Erfahrungsberichte und den offenen Austausch untereinander, damit Männer den Mut finden, sich noch tiefer kennen zu lernen und ihr „wahres Selbst“ zu entdecken.
Wenn Dich diese Worte bewegen, wenn Du einen Ruf in Dir spürst, eine Sehnsucht nach mehr als dem üblichen „Höher, Schneller, Weiter“, dann folge ihm.
Lies z.B. Richard Rohrs Buch: „Adams Wiederkehr – Initiation und Männerspiritualität“, oder die Erfahrungsberichte von bereits initiierten Männern:



Weitere Berichte findest Du unten auf dieser Seite.
Anmerkung: Übrigens haben weltweit bereits über 3.000 Männer aus mehr als 14 Ländern die Männer-Initiation nach Richard Rohr absolviert.
Männer aus dem Team zur Männerinitiation 2025 erzählen, wer sie sind und warum sie 2025 dabei sind.
Häufig gestellte Fragen:
Eine Initiation ist der rituelle Übergang von einer Lebensstufe zur nächsten.
Die Übergänge zwischen Lebensstufen geschehen oft unbemerkt und unbedacht, so dass eine Neuorientierung in der neuen Phase Lebenszeit und -energie braucht. Der gestaltete und gefeierte Übergang innerhalb einer Initiation kann helfen, das Neue bewusster wahrzunehmen. Ein einhergehender Sinneswandel oder Umdenkprozess kann zu neuer Lebendigkeit führen und Orientierung vermitteln. Die Initiation kann dir Kraft geben, deinem Leben mit all seinen Rauhheiten direkt ins Auge zu sehen und für deine Handlungen die ganze Verantwortung zu übernehmen!
Die Initiationsriten sind eine persönliche Entdeckung über die männliche Spiritualität und das Heilige Mysterium, eine Zeit, um die heilende Kraft der Natur zu genießen, ein Prozess, um Probleme wie Verlust, Trauer, zerbrochene Beziehungen und zerbrochene Träume anzusprechen, eine Gelegenheit, die Prioritäten des Lebens zu untersuchen und mutige Fragen zu deinem nächsten Schritt zu stellen, eine Einladung, auf deine eigene tiefste Wahrheit und – so würden es manche sagen – die stille Stimme Gottes zu hören, eine Chance, mit einem erneuerten Engagement für deine Gaben ins Leben zurückzukehren.
Die Initiationsriten sind für dich einmalig in dieser Form; das meint: diese Initiation kann nur zu diesem einen Zeitpunkt erfolgen!
Die Initiationsriten sind kein traditioneller Vortragsraum, kein Informationsworkshop über die Spiritualität von Männern, kein Sensibilisierungstraining oder eine Entzugserfahrung, keine New-Age-Modeerscheinung, kein bedrohlicher Prozess, der die Teilnehmer dazu zwingt, sich mit irgendetwas Fremdem oder Unsicherem zu beschäftigen, kein Test der körperlichen Ausdauer.
Die Riten sind keine Therapie und keine Wohlfühlveranstaltung, es ist kein Bootcamp, sie sind keine Mitbestimmungsveranstaltung.
Die Initiation kann dir helfen, deine eigene Identität zu hinterfragen und deinem Leben eine – gegebenenfalls neue – Richtung zu geben, den Übergang vom jungen Mann zum erwachsenen Mann bewusst zu feiern, deinen Auftrag in der Welt zu erkennen. Bereits initiierte Männer begleiten dich durch die Initiationsriten auf deinem Weg in das, was dich als Mann ausmacht. Dies gibt dir den Mut und Lebendigkeit für die nächsten Aufgaben in deinem Leben.
In Deutschland gibt es eine große Gemeinschaft von initiierten Männern, die sich regelmäßig in Männergruppen trifft und die sich freut, dich auch nach deiner Initiation weiter begleiten zu dürfen. Falls du daran interessiert bist, stehen auch Männer als persönliche Paten/Mentoren zur Verfügung.
Viele Männer haben den „kleinen Jungen“ in sich noch lange dabei: Im Job, in der Beziehung, in der Sexualität, beim „Erziehen“ der nächsten Generation… Der kleine Junge steht für die Verhaltensweisen und Glaubenssätze, die wir in unserer Jugend erlernt haben, die aber für uns als erwachsene Männer nicht mehr passen – wie ein Kleidungsstück, dass viel zu eng für unsere neue erwachsene Größe geworden ist und unser Handeln einengt. Das sieht bei jedem verschieden aus, z.B.: Unser kleiner Junge könnte es sein, wenn wir es wieder mal allen recht machen wollen (so wie früher unseren Eltern) anstatt mit unserer Meinung unseren Mann zu stehen.
Der Raum und die Gespräche unter Männern auf der Initiation können dir helfen zu entdecken, wann du als kleiner Junge handelst und wann als erwachsener Mann. Die Initiation schafft hier in der Regel keine schlagartige Wende, sondern markiert den Beginn eines langen Wachstumsprozesses.
Wir Männer von Männerpfade sind initiiert, auf einem spirituellen Weg, auf der Suche nach Tiefe und Wahrheit. Wir stehen mit unserer Initiation für junge Männer und mit unseren Werten in der christlichen Tradition von Richard Rohr (OFM). Viele von uns sind in kirchlichen Gruppen engagiert; wir alle stehen für christliche Werte wie Frieden, Liebe, Respekt und Achtsamkeit – sind aber nur diesen Werten und keiner kirchlichen Organisation verpflichtet! Wir sind offen für Männer aller Glaubensrichtungen, auch für diejenigen, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören.
Männerpfade ist der einzige Anbieter in Deutschland, der in diesem Rahmen und mit diesem Selbstverständnis Initiationen anbietet (für junge Männer zwischen 20 und 28 Jahren und ebenso für Männer in der Lebensmitte).
Der amerikanische Franziskanerpater Richard Rohr (Ordo Fratrum Minorum), ist einer der Pioniere der christlichen Männerbewegung. Wir von Männerpfade stehen in seiner Tradition. Informationen dazu findest du auf unserer Homepage in den Rubriken Ressourcen und Über uns. Dort findest du auch Buchtipps, insbesondere zur Initiation.
Alle Männer, die dich in der Initiation begleiten, wurden in der Tradition Richard Rohrs (OFM) initiiert.
Bei uns sind alle Männer willkommen, die ernsthaft teilnehmen wollen und sich darauf einlassen können. Alter, Herkunft, Status oder sexuelle Orientierung spielen keine Rolle. Wir unterstützen Männer aller Glaubensrichtungen, auch diejenigen, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören. Die Veranstaltungen von Männerpfade sind inklusiv.
Wir schaffen gemeinschaftlich einen sicheren Raum, in dem Männer sich mit ihrer Geschichte, mit ihren Gefühlen, mit ihren vielleicht geheimen Wünschen offen zeigen können, ohne befürchten zu müssen, bewertet oder verurteilt zu werden.
Um sich der eigenen Geschichte anzunähern, den Ereignissen, die wir selbst vielleicht am liebsten gar nicht zur Kenntnis nehmen wollen, oder um sich den eigenen Einstellungen zu nähern, die vielleicht schon lange überholt sind – dazu braucht es einen Raum. Dieser Raum (der zeitliche wie auch örtliche Raum) muss beschützt sein von integren Männern. Diese Männer sind wir!
Wir sichern den Raum, indem wir klar ansagen, was zu tun oder zu lassen ist, indem wir vor der Veranstaltung klar machen, was wir erwarten und indem wir währenddessen drauf achten, dass unabdingbare Grundregeln (Abläufe, Zeiten, …) eingehalten werden. Und wir sichern den Raum vor allem dadurch, dass wir „Alten“ um unsere Verantwortung wissen.
In archaischen Riten weihten ältere Männer schon vor tausenden von Jahren rund um den Globus junge Männer ihres Stammes, ihrer Kultur in die Geheimnisse und Mysterien des Mann-Seins ein – ohne die Frauen! Sie schickten die Jungen auf einen initiatischen Weg: Über Tod, Leiden, Alleinsein, dem Schmerz oder was immer es ist, ins Auge sehen, die ureigene Kraft spürend, erfuhren Sie nicht nur ihre lichtvollen und dunklen Seiten, sondern auch, dass und wie sie mit beiden in Frieden leben können.
Wir stehen in dieser Tradition. Richard Rohr hat die Grundregeln einer jeden Initiation für unsere westliche Kultur „übersetzt“, so dass ein abendländischer Mann davon profitieren kann. Diese Grundregeln bilden unser Gerüst – sowohl vom Ablauf als auch unsere Haltung betreffend.
Erfahrungsberichte
Timm
Spiritualität für Männer
»Männer. Zieht Eure Schuhe und Strümpfe aus. Macht den Oberkörper frei.«
(Anweisung bei der Männer-Initiation)
Auf dem ersten spirituellen Seminar meines Lebens war ich der einzige Mann. Häufig fühlte ich mich unwohl in meiner männlichen Haut. Ich gehöre zum Geschlecht der Vergewaltiger, Brandschätzer und Henker. Viele Frauen hatten Angst vor mir; allein schon wegen meiner 1,98 Meter Körperlänge.
Auch die meisten Yogastunden und Meditationskurse habe ich ausschließlich mit Frauen verbracht. Dabei waren die meisten Seminarleiter männlich. Es scheint insgesamt auch mindestens genauso viele Männer wie Frauen zu geben, die spirituelle Bücher schreiben. Warum sind wir Männer dann in den Seminaren so in der Unterzahl?
Meine Theorie ist folgende: Während Frauen seit Jahrzehnten für ihre Emanzipation kämpfen, stehen wir Männer ratlos daneben und wissen, dass uns die Frauen langsam abhängen. Wir werden immer unsicherer. Es wäre Zeit für unsere eigene E-Mann-zipation. Denn viele Frauen sind uns in Weisheit und Lebenserfahrung haushoch überlegen. Wir haben unsere Rolle verloren. Der Macho ist out, der Softy unerträglich und der Normalo sterbenslangweilig. Abenteurer gibt es kaum noch, Älteste oder Weise schon gar nicht, Ritter, Piraten und Superhelden sind höchstens etwas für Kinderfantasien. Vielleicht ist das auch gut so. Doch leider gibt es kein erwachsenes Äquivalent zu diesen antiquiert-archaischen Vorstellungen.
Je selbstbewusster die Frauen werden, desto verletzlicher werden wir Männer. Unsere Verwundbarkeit zeigt sich in Form gestörter Emotionalität, Angst und Wankelmut. Als logische Konsequenz verschließen wir uns. Wir öffnen uns nur noch beim Alkohol oder im Stadion. Wir sprechen auch nicht ehrlich über unsere Gefühle, weder mit Freunden noch mit unserer Familie. Wir fressen alles in uns herein, betäuben uns und warten auf den großen Knall.
Ich habe mich in Clarity-Workshops, Vipassana, Reisen und Yoga langsam durch meine Baustellen gearbeitet. Doch fehlte mir immer noch etwas. Ich fand es in einer Runde von siebzig Männern. Der jüngste war gerade zwanzig, der älteste Mitte siebzig. Wir trugen keine Schuhe und keine Hemden. Wir standen nur in Jeans da. Damit machten wir uns angreifbar und waren der Kälte ausgesetzt. Sie sollte symbolisch für die Welt außerhalb des Seminars stehen. Ich war auf meinem ersten Männerseminar gelandet.
Einmal im Jahr bietet der Verein Männerpfade.de ein fünftägiges Seminar nur für Männer an. Hier wird der Mann zum Mann geweiht. Aus Respekt vor meinem eigenen Schwur und den Vorgaben der Veranstalter kann ich hier nicht genau erzählen, wie die Rituale und Aufgaben während der Tage bis zur Initiation ablaufen. Dies würde gegen den Codex verstoßen. Es würde allen Lesern außerdem die Chance rauben, sich ohne große Kenntnis und Vorwissen auf dieses Abenteuer einzulassen.
»Ich heiße Timm, komme aus Kiel und weiß nicht, warum ich hier bin. Ich weiß nur, dass mir etwas fehlt und dass ich es hier finden kann«, sagte ich in der Vorstellungsrunde.
Ich war offenbar der Einzige, der kein konkretes Ziel hatte, der nicht wusste, was er suchte oder verloren hatte.
Es nieselte bei höchstens zwölf Grad. Meine Zähne klapperten vor Kälte, meine Lippen waren blau. Ich blickte mich um. Niemand fror so wie ich. Was war ich nur für eine Memme. Um dieses Gefühl zu bearbeiten, war ich also gekommen. Ich tat mein Bestes, der Kälte zu danken, und klapperte weiter mit den Zähnen. Wir wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Ich bekam Hütte acht, unsere Gruppe hieß Jeremia. Fünf Männer meines Alters saßen schweigend auf ihren Betten und versuchten, sich nicht zu lange in die Augen zu blicken. Noch konnten wir mit der ganzen Verletzlichkeitssache nicht so gut umgehen.
In der Mitte der Hütte lag ein Stock. Wir sollten entscheiden, wer unser Stoker sein sollte; derjenige, der in Gesprächsrunden die Herrschaft hatte und andere unterbrechen durfte.
»Wer will?«, fragte jemand in die Runde. Keiner meldete sich.
»Ich würde es machen«, sagte ich. Alle nickten. Einer sagte sogar, dass er sich freuen würde, wenn ich das übernehmen könnte. Mein Ego machte einen Satz nach vorn. Als Anführer fühlte ich mich unantastbar.
Wir setzten uns in einen Kreis. Ich nahm den Knüppel und schaute in die Runde. Wir sollten zehn Sätze formen, die mit »Ich bin« anfangen.
»Ich bin Timm.«
»Ich bin Ingenieur«, sagte der nächste.
»Ich bin ein Suchender«, ein anderer.
Nach drei Runden sagte einer der Männer:
»Ich bin als Kind von einem Pfarrer missbraucht worden.«
So hart es war, das zu hören, gab es uns anderen doch die Erlaubnis, uns ebenfalls zu öffnen. Jeder erzählte von seiner schwersten Wunde. Es lag eine solche Verletzlichkeit und seelische Last in der Hütte, dass der Boden knarrte. Wir kannten uns seit weniger als einer Stunde und wussten doch mehr voneinander als unsere engsten Freunde und Familien. Nach etwa einer Stunde läutete es draußen. Wir standen auf, umarmten uns und hatten Tränen in den Augen. Sechs Männer, die kaum ihre Vornamen kannten, waren aus dem Nichts zu einer Einheit geworden.
In den nächsten Tagen durchliefen wir verschiedene Rituale. Wir erlebten Schmerz, Verletzlichkeit und Trauer auf eine Art, die ich bis hierher nicht gekannt hatte. In der täglichen großen Runde konnten wir unsere Gefühle zum Ausdruck bringen, Verletzlichkeit zeigen, Stärken und Schwächen in gleichem Maß zulassen.
Als ich an der Reihe war, musste ich an eine Situation aus meiner Jugend denken:
Es war an einem Frühlingstag Anfang der Neunziger. Ich hatte zwei Freunde von der Bundeswehr mit nach Hause gebracht. Mein Vater fragte, was wir Jungs denn mal werden wollten.
Der eine Freund sagte, er wolle Journalist werden, durch die Welt reisen, über Missstände berichten, Korruption aufdecken und die Welt verändern. Der andere Freund wollte Schriftsteller werden. »Ich will Geschichten erzählen«, sagte er. »Leute unterhalten und vielleicht etwas Brauchbares vermitteln.«
Mein Vater nickte zufrieden. »Und du?«, fragte er mich.
Ich wollte auch Journalist und Schriftsteller werden. Doch es gab etwas jenseits dieser Berufe, über das ich nicht zu sprechen wagte. An diesem Tag tat ich es. Vielleicht aus Mut; vielleicht um meinen Vater zu ärgern:
»Ich will Einsiedler werden«, sagte ich. »Ich will auf einem Berg leben, den ganzen Tag faulenzen und frei sein. Frei von dir, von mir, von diesem Hin-und-hergerissen-Sein, von diesem ganzen bescheuerten Aus-mir-muss-was-werden-Getue.«
Mein Vater atmete tief durch. Dann sagte er etwas, das ich damals nicht verstand und doch für immer in Erinnerung behalten würde: »Aus dir wird nie etwas. Denn du willst alles«, sagte er. »Sei dir nur gewiss, dass ›alles‹ auch Leid, Unglück und Unfrieden beinhaltet. Freiheit bedeutet nicht, von etwas frei zu sein, sondern für etwas frei zu sein. Du bist nicht frei, wenn du tun kannst, was du willst. Du bist dann frei, wenn du tun willst, was du tun sollst.«
Mein Vater hatte doch keine Ahnung. Ich wollte nichts tun – darum ging es mir. Ich wollte Frieden finden in der Stille.
»Du und Stillsitzen. Das will ich sehen«, entgegnete er. »Du – der Zappelphilipp.«
Ich stellte mich vor mehr als siebzig Männern in die Mitte des Raums, atmete tief durch und sagte: »Ich habe seit meiner Kindheit das Gefühl, dass aus mir nie was werden kann. Dass ich ein beschissener, nichtsnutziger Zappelphilipp bin.« Dann heulte ich.
Ich erinnere mich, dass ich am Anfang des Seminars viele Männer unsympathisch fand. Eitel, bieder, Waschlappen. Ich urteilte schneller, als ich denken konnte. Doch sobald ich die Schwächen und Verletzbarkeit der Männer gesehen hatte, hörte mein inneres Urteil sofort auf. Vielleicht erweckten sie so etwas wie Mitgefühl oder Demut in mir. Die Schicksale der Männer um mich herum lehrten mich, mein eigenes, vergleichbar leichtes Leben wertzuschätzen.
Es gab Vergewaltiger und Vergewaltigte, Geschiedene, die seit Jahren ihre Kinder nicht gesehen hatten, Unfallopfer, Alkoholiker, Drogensüchtige, Väter, die ihre Kinder verloren hatten, Soldaten, Hurensöhne, Verstoßene und Gebrochene. Kein Mann ohne Schicksal. Was war ich schon dagegen mit meiner Vergangenheit als Säufer, Kiffer und Kokser, mit meinem längst vergessenen Liebeskummer und meinen Vaterkomplexen?
Zwischen den weinenden und schlotternden Männern erkannte ich plötzlich diese gewaltige Kraft. Was wäre, wenn wir weniger Energie in die Unterdrückung unserer Gefühle stecken würden und stattdessen anderen helfen würden, ihre Wunden zu heilen?
Während des gesamten Seminars schlief ich unruhig. Ich wälzte mich zwischen Albträumen und fror in meiner viel zu kleinen Koje. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Nach Hause, ins Bett, zu meiner Frau, an ihre Brust – ich wusste, dass ich noch weit davon entfernt war, ein Mann zu sein.
Morgens um halb sieben wurden wir geweckt, meditierten dann zusammen in Stille, hörten den Predigten der Seminarleiter zu und gingen in Zen-Manier in Zeitlupe zum Frühstück. Wir entschleunigten, entrunzelten unsere Stirn, lächelten und fragten nie, was jemand von Beruf sei.
Die Vormittage verbrachten wir meist in der ofengeheizten Hütte und saßen in der Runde, machten gemeinsam Übungen und lernten uns noch besser kennen. Unsere Rollen interessierten nicht. Wir saßen zusammen und fühlten uns verbunden. Wir waren Enthusiasten. Die Suche nach einer neuen Art des Mannseins schweißte uns zusammen.
Nachmittags gingen wir in den Wald, erkundeten die Natur, machten Feuer oder trommelten gemeinsam.
In den fünf Tagen durchliefen wir die Hölle, die Kreuzigung, die Auferstehung, die Taufe, die Einsamkeit und immer wieder Kälte. Wir waren 71 Männer und 18 Helfer. Wir wuchsen zusammen in unserer Nacktheit und Verwundbarkeit wie Soldaten im Krieg. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass wir in einem früheren Leben schon etliche Schlachten zusammen geschlagen haben könnten.
Ich habe viele Freunde und Verwandte, die alles Spirituelle kategorisch ablehnen. Dabei wäre es für sie die Rettung. Viele von ihnen wagen nicht, die erste Frage über sich zu stellen – nämlich ob sie das Leben führen, dass sie wirklich führen möchten. Oder ob sie das Leben führen, dass ihr Umfeld von ihnen erwartet. Schon an dieser Frage scheitern die meisten, denn sie wissen, dass tausend weitere Fragen folgen würden. Ein emotional gesunder Mensch ist in der Lage, alle seine Gefühle zu betrachten. Da wir in einer emotional unterdrückten Kultur aufwachsen, kenne ich niemanden außerhalb der spirituellen Welt, den ich als emotional gesund bezeichnen würde. Die meisten Menschen leben ein vorhersagbares, mechanisches Leben ohne Abwechslung, Abenteuer oder Veränderung. Ohne Tiefgang, ohne Herzenswärme und vor allem ohne annähernd ihr Potenzial auszuschöpfen.
Lassen Sie mich einen Freund explizit herauspicken, denn er ist ein Härtefall und gleichzeitig Synonym für Millionen von Männern. Nennen wir diesen Freund Philip. Er würde dieses Buch nicht mit der Kneifzange anfassen. Philip soll hier für einen großen Prozentsatz der Männer in unseren Breiten einstehen, die still vor sich hin leiden und es nie wagen würden, so etwas wie ein Männerseminar zu besuchen.
Philip gehört der deutschen Mittelschicht an, geht einer geregelten Arbeit nach und kleidet sich dem Dresscode der Branche entsprechend. Er isst vornehmlich deutsches oder italienisches Essen und hat eine Frau, die besser aussieht als er selbst. Er findet es normal oder sogar lobenswert, dass er sich emotional nicht öffnen kann und mit einer Panzerrüstung durch die Welt wandelt. Er hat Strategien entwickelt, gerade so weit offen und verbindlich zu sein, dass er nicht auffällt und ausgegrenzt wird
Philip hat Ausschlag (kann auch durch eine andere Krankheit ersetzt werden: Alkoholismus, Reizdarm oder Schlimmeres). Er sieht in Badehose ziemlich widerlich aus, obwohl er ziemlich fit ist. Er nässt. Außerdem schuppt er. Er hat keine Ahnung, dass ihm seine Haut etwas sagen möchte. Allein der logische Gedanke (mentales Problem à offene Haut à eklige Schuppen) kommt ihm nicht in den Sinn, obwohl Philip ein extrem logischer Mensch ist.
Philip muss sich bemühen, offen zu reden. Am liebsten lässt er andere sprechen. Philip kann sich der Welt höchstens durch einen winzigen Spalt öffnen. Aber das ist ihm nicht klar, denn er kennt das Gefühl der weit offenen Tür nicht.
Philips Freunden geht es nicht anders. Die meisten besaufen sich mindestens einmal pro Woche. Dann vergessen sie auch die körperlichen Beschwerden. Der eine hat Haut, der nächste Rücken, die meisten erste Anzeichen einer Depression. Fast jeder von ihnen hat ab und zu Selbstmordgedanken. Aber nicht schlimm. Muss man nicht drüber reden. Ist freitags wieder weg.
Ich erinnere mich, wie ich mein erstes spirituelles Buch (Eckhart Tolle: „Eine neue Erde“) in einen Pappumschlag gebunden habe, um es auch in der U-Bahn lesen zu können, ohne mich zu schämen. Dann schämte ich mich trotzdem, weil nur Spießer ihre Bücher mit Packpapier einschlagen. Aber das Buch war so spannend, dass ich es lesen musste. Darin stand, dass meine Scham rein künstlich war und Gefühle wie Minderwertigkeit oder Zukunftsängste keiner gesonderten Aufmerksamkeit bedurften. Ich schämte mich also für die Sache, die mir die Lösung zum Schämen lieferte.
Und weil das alles so seltsam und verrückt ist, glauben mehr als neunzig Prozent der Männer, dass Spiritualität und Selbstfindung nichts für sie ist. Männerseminare erst recht nicht.
Für mich war der Männerpfad eine der tiefgreifendsten Erfahrungen meiner spirituellen Entwicklung.
…
Auszug aus dem Buch „Meditiere ich noch oder schwebe ich schon?“ mit freundlicher Genehmigung des Autors Timm Kruse
Joerg
10 Jahre Initiation
Vor 10 Jahren fand meine Initiation statt und hat eine Tür zu einem neuen Weg aufgestoßen.
Inzwischen habe ich unter anderem Visionssuchen und Wildniswege kennen gelernt. Und viele andere, verrückte Sachen gemacht, in denen ich mich mehr und intensiv kennen lernen konnte.
Aber aus der Initiation habe ich diese unmittelbare, starke und andauernde Bestätigung als Mann und Sohn Gottes bekommen. Und ich bin aufgenommen in eine wachsende Gemeinschaft von initiierten Männern, die mir Heimat und Gemeinschaft bieten.
Joerg U., Dipl.-Betriebswirt und Theologe, Männerarbeit Nordkirche
Josef
Die Initiation: Eine außergewöhnliche Begegnung
Wer war ich eigentlich vorher? Als Kind jüngster Sohn mit drei älteren Brüdern und immer der Jüngste in der Klasse hatte ich durchaus einige schmerzliche Erfahrungen in der Kindheit. Obwohl ich behaupten möchte, insgesamt eine gute Kindheit gehabt zu haben. Doch was entwickelte sich daraus?
Mein Leben war geprägt von der Suche nach Anerkennung, der Suche nach Bedeutung, der Suche nach Männlichkeit. Das alles trieb mich an. Ein Abi mit 1,8 gab mir Sicherheit und eröffnete mir den Zugang zu einem Wunschberuf. Leistung und Erfolg versprachen mir ein Stück Sicherheit. Zu wissen, der „gehobenen Mittelklasse“ anzugehören, beruhigte mich. Auch eine durchaus nicht nur äußerlich glückliche Ehe mit 4 Kindern schien mir Bedeutung zu vermitteln. Aber ich gehörte auch zur „Generation Laminat“. Ich musste hart arbeiten, um weniger zu erreichen, als meine Eltern im Wirtschaftswunder zur Verfügung hatten. Es gab bei mir in der Mitte meines Lebens eine „Krise der Beschränkung“. Was konnte ich noch erreichen? Und war vieles nicht wie ein Kartenhaus, was schnell zusammenbrechen konnte. Mein Beruf, wo ich zu immer mehr Anpassungsleistungen gezwungen war, oder meine Ehe, was wäre, wenn meine Frau mich so verletzen würde, dass ich am liebsten fliehen würde? Oder die Börsen-Crashs, die mein mühsam Erspartes wiederholt zum Teil vernichteten?
Ich konnte zwar schon vorher vom Eingreifen Gottes in meinem Leben berichten, als Kind war ich Messdiener und lernte, meine Hoffnung auf Jesus zu setzen. Und es gab durchaus Wunder, der ersehnte Medizinstudienplatz zur rechten Zeit und weiteres. Ich lernte auch Gehorsam gegenüber Gottes Wort. Sein Sabbatgebot (3.Gebot!) habe ich schätzen gelernt, es hat mich seit meinem Studium vor Überarbeitung bewahrt. Immer konnte ich Ruhezeiten schützen. Aber in der Lebensmitte angekommen: Wo sollte ich Gott noch erwarten? Wie sollte er eingreifen? Es war ja vieles erreicht und man muss ja zufrieden sein… Eine tiefere Sehnsucht rief aber doch…
Initiation 2010 Österreich Weibern:
Eine außergewöhnliche Begegnung mit Jesus! Während unserer Zeit in der Stille in der Natur passierte es: Plötzlich, nachdem ich IHN eingeladen hatte, war er da! Ich hatte noch 4 andere Männer eingeladen, und sie waren auch da! Jesus erschien unspektakulär (!) aber in einer Souveränität, die ich noch nie erlebt habe. Er war in einer Gesprächsrunde mit den anderen Männern vertieft, zu meinem Thema (?!), und nahm mich einfach mit hinein. Alle waren gleichwertig! Ich war hineingenommen in eine Gemeinschaft von Männern der Heilsgeschichte und war dabei, wurde ernst genommen, man sprach zu mir. Es ist mir bis heute unverständlich, aber ich habe es erlebt. Da ich der Bibel vertraue, habe ich dort eine vergleichbare Geschichte gefunden, die Verklärung am Berg Tabor.
Und was war die Initiation noch: Ein Trommel-Seminar, ein Seminar zum Mann-Sein, die Auseinandersetzung mit den Archetypen mit unheimlich bewegenden Bildern, Tanzen mit nacktem Oberkörper am Feuer… Im Nachhinein frage ich mich, wie das alles in die 5 Tage hineinpasst. Ich durfte Mann unter Männern sein. Es war der Beginn meiner „zweiten Lebenshälfte“. Eine intensivere Zeit habe ich bisher nicht wieder erlebt.
Wie haben die „Veranstalter“ das gemacht: Sie können gar nichts machen! Aber diese weisen Männer haben einen Erfahrungsraum (Übergangsriten nach Richard Rohr) zur Verfügung gestellt, die genau das ermöglichen, was wohl jeder anders erlebt, aber im Kern die Begegnung mit dem Wahren Selbst ist.
Was hat sich seitdem geändert: Mein Blick hat sich geweitet, ich kann mein Leben vom Ende her verstehen, auf dem Weg zur Erlösung, zum Eins-Sein mit dem Schöpfer der Welt. Das ist wahrhaft großartig!
Meine Risse und Verletzungen in meiner Biographie konnten sich durch diese neue Blickrichtung auflösen: katholische Taufe, jetzt Mitglied einer Freikirche, aufgewachsen im Westen, nun im Osten, meine verletzte Männlichkeit, das bisherige Leben und die vielen Wünsche, die nicht gelebt werden können…. Wer bin ich eigentlich? Früher und heute bin ich skeptisch gegenüber „Heilungs-Seminaren“, aber die „mens rites of passage“ habe ich als heilend erlebt! Durch und durch! Mein Blick über die Schöpfung, die Natur und die Religionen konnte sich weiten. Gottes Gnade macht vor nichts Halt. Außer vor dem freien Willen des Menschen. (S)Eine geliebte Schöpfung.
Ich erlebe mich „weiter“, ich habe ein „Herz aus Fleisch“, ich „lebe als Mann“, ich liebe meine Frau und meine Kinder und suche, dies Liebe auf meine Nächsten auszuweiten. Ich suche den Kontakt zu anderen initiieren Männer (oder Männern, die eine Idee vom wahren Selbst haben), um wesentliche Begegnungen lebendig zu halten. Ich achte die Natur als „erste Kathedrale Gottes“ und suche die Zeiten des Allein-Seins in ihr.
Aber Vorsicht: Mit einer Initiation wird nicht alles leichter oder einfacher. Es gibt Momente, da fühle ich mich „verhaftet“ in der „alten Welt“, an Dinge, die ich am liebsten schon loslassen würde. Aber das gelingt nicht sofort. Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt!
Es ist ein Weg, der Übung bedarf:
Mich fasziniert der Psalm 90 (nach „Die gute Nachricht)
Vers 14: „Lass uns jeden Morgen spüren, dass Du zu uns hältst, dann sind unsere Tage erfüllt von Jubel und Dank“. Danach möchte ich mich ausstrecken, die Goldstücke zu sammeln, die der Tag bereit hält, das erste Licht, die Stille früh, die mir hilft mich zu erinnern und zu spüren(!), dass Gott zu uns hält. Und Dankbarkeit und Aufmerksamkeit zu entwickeln, für die kleinen Wunder im Alltag.
Mein Ziel: Dass über meinem Leben das steht, was im Psalm 90, Vers 1 über seinen Verfasser steht:
Vers 1: „Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes“
Welche größere Krönung gibt es als die, Mann Gottes zu sein.
Josef (mein Zweitname)
Marcel
Bericht zur Auszeit in der Natur bei meiner Initation im September 2015
Ich habe meinen Platz in der Wildnis gefunden, besser gesagt er hat mich zu sich gerufen. Er liegt am Rande einer Lichtung, wo eine große Buche steht und wunderbarer Farn wächst. An einem Baumstubben haben Baumpilze ihren Platz gefunden, schöne Disteln sind in der Nähe, deren Samen den Vögeln als Nahrung dienen.
Um die Buche herum liegen Bucheckern und vertrocknete Blätter. Auf der angrenzenden Lichtung blühen Herbstzeitlose und verwandeln die Wiese in ein Blumenmeer. Zeitweise zwitschern die Vögel und holen sich von den Disteln den Samen. Ich genieße die Stille, ich bin. Ich umarme die große Buche, sie heißt mich willkommen, sie schützt mich vor dem Regen, ich bedanke mich bei ihr. Soeben habe ich ein Reh an mir vorbeiziehen sehen, im Hintergrund kreischt ein Eichelhäher. Danke himmlischer Vater für die Schöpfung, danke für die erste Bibel die Du mir gegeben hast.
Ich habe gerade mit der Buche gesprochen. Sie muss sterben und ich muss sterben. Wir müssen uns Beide damit vertraut machen. Sie hat Verletzungen und ich habe Verletzungen, wir müssen mit diesen Verletzungen leben, wir müssen sie umwandeln in heilige Wunden. Wir müssen den Tod begrüßen und ihn willkommen heißen.
Mir wird plötzlich klar, dass ich keine Kontrolle habe! Ich bin machtlos und begrenzt. Ich muss mich von den tatsächlichen Umständen in der Realität belehren lassen. Ich habe keine Kontrolle über die weitere Entwicklung meines Sohnes. Ich kann die Liebe meiner Frau zu mir nicht kontrollieren. Ich habe keine Kontrolle über meine Gesundheit, über die Sicherheit meines Arbeitsplatzes, über die Entwicklung meiner Tochter. Ich habe keine Kontrolle über mein Leben, ich bin von unserem Schöpfer abhängig. In seinem Willen ist mein Frieden. Als ich das begreife kommt ein tiefer Frieden über mich und ich kann die Kontrolle abgeben.
Marcel
Rainer
Vor meiner Initiation
habe ich mir nie die Frage gestellt, was mich als Mann ausmacht. Ich war in meiner Rolle als Ehemann, Vater, Liebhaber sowie Ernährer der Familie aufgegangen.
Ich hatte wenig Kontakt mit meinem Selbst und wenig wirkliche Tiefe. Das alles und noch viel mehr hat sich nach meiner Initiation 2007 geändert. Ich bin in Kontakt gekommen mit meinem wahren Selbst und habe eine Tiefe kennengelernt, die erstaunlicherweise jeden Tag immer noch ein bisschen tiefer wird. Ich habe viele Antworten auf meine Lebensfragen gefunden und viele neue wahrhaftige tiefgründige Männer kennengelernt, die genauso auf ihrem spirituellen Weg unterwegs sind. Wir treffen uns regelmäßig zum Gedankenaustausch und unterstützen uns gegenseitig.
Rainer
Manfred
Wie bin ich anders seit der Initiation?
Ja, ich könnte die Frage auch vielfach anders stellen – aber das ist nicht wichtig. An der Initiation waren mir 3 Dinge wichtig. Das Trommeln – die Kleingruppen – die Naturzeit. Es war jeweils das erste Mal.
Es ist etwas Kraftvolles, wenn Männer gemeinsam trommeln.
Es ist kraftvoll, wenn Männer im Kreis sitzen und von sich sprechen.
Und es war kraftvoll für mich, allein in der Natur auf meinem Platz zu sein.
All das und jedes Einzelne hat etwas bei mir ausgelöst.
Das Sprechen in der Männerrunde brachte mich später zum Council.
Die Naturzeit brachte mich 2 Jahre später zur Visionssuche,
Das Trommeln brachte mich zur Musik zurück.
Die Initiation hat mich in meinem Mannsein gestärkt und herausgefordert. Viel ist seitdem geschehen. Ich kann heute anders zu dem stehen, wer ich bin und was ich will. Es hat mir Klarheit gebracht und das Stück Demut, dass „ich nicht wichtig bin“. Die 5 Wahrheiten, die mir in der Naturzeit begegneten, wirken in mir. Zu dem „Du hast nicht die Kontrolle“ kommt der Satz hinzu „Tu, was Du kannst und so gut Du es kannst und dann lass es los. Gott / das Universum macht das Beste daraus.“ „Du bist nicht wichtig“ führt mich zu dem Satz „Es ist Deine Aufgabe und Du bist das Gefäß.“ „Du wirst sterben“ sagt mir auch „…aber bis dahin liebe das Leben und tu, wofür Du geschaffen bist.“ „Das Leben ist hart“ sagt „SEI JETZT HIER“ und „Dein Leben dreht sich nicht um Dich“ – „Das Leben ist wunderbar – und es gibt eine Aufgabe, die nur Du erfüllen kannst.“
Meine Freundin fragte mich vor Kurzem: „Wie kannst Du so genau wissen, was Du willst und was Du sagst?“ und ich antwortete Ihr: „Ich weiß es auch nicht genau – ich bin ein initiierter Mann – vielleicht deswegen.“
Die Initiation hat mich zum Wunsch geführt, mehr für Männer da zu sein. Bei meiner Visionssuche 2011 ging es genau um diese Frage: Wie kann ich mehr für Männer tun? Die Antworten erschließen sich mir langsam:
- Du hast großes Potenzial
- Du kannst Männer berühren
- Du machst nichts zwei Mal
Die Initiation war wie eine Initialzündung für mich. Sie hat mich herausgefordert – und sie hat mich auf den Weg gebracht. Oder anders:
Die Initiation hat mein Leben als gefräßige Raupe beendet und mich als Schmetterling hervorgebracht – vielleicht war das gerade die Botschaft des Schmetterlings, der an diesem Sommertag mich in meinem Garten besuchte.
Ich bin Manfred und ich habe gesprochen.
Pino
Zwischen Zweifel und Vertrauen
Vorgeschichte
Ich habe in den letzten Jahren – eigentlich schon Jahrzehnten – immer wieder gemerkt, dass ich in bestimmten Situationen nicht so reagiere, wie ich es mir wünsche. Mal war mein Ton im Supermarkt zu scharf, mal habe ich gegenüber Familienmitgliedern überzogen reagiert. Unmittelbar danach war mir klar, dass mein Verhalten nicht souverän war. Es tat mir leid, ich entschuldigte mich, aber das Gesagte ließ sich nicht zurücknehmen, und ich fühlte mich damit nicht wohl.
Um mich besser zu verstehen, habe ich Bücher gelesen, unter anderem den Klassiker von
Marshall Rosenberg über Gewaltfreie Kommunikation. Das brachte mir Einsichten, aber im
Alltag merkte ich schnell: Meine Zunge war oft schneller als mein Kopf. Lesen allein reichte
nicht. Deshalb begann ich, belastende Dinge aufzuschreiben.
Dabei wurde mir langsam bewusst: Hinter meinen Reaktionen steckte mehr als nur Stress oder Ungeduld. Es war der Wunsch, gesehen und ernst genommen zu werden, dazuzugehören – und nicht nur über Leistung oder Kontrolle wahrgenommen zu werden.
Besonders beim Fasten kam ich mir selbst näher. Erst drei Tage, später sieben – diesmal ohne „Belohnung“. In dieser Zeit war ich klarer, wacher, näher bei mir. Und genau da stieß ich auf die Seite von Männerpfade.org und las zum ersten Mal von der Männer-Initiation nach Richard Rohr.
Auch sein Buch las ich und erkannte mich darin in Teilen wieder.
Meine Ängste und Befürchtungen
Ich weiß gar nicht mehr, wonach ich im Netz gesucht habe – nach der Initiation jedenfalls nicht. Aber plötzlich war die Seite da, und irgendetwas sprach mich sofort an. Leise, nicht spektakulär, aber deutlich genug, dass ich dachte: „Das könnte was für dich sein.“
Gleichzeitig sprang mein Kontrollmodus an: „Vorsicht. Vielleicht ist das so eine Art Sekte. Bloß nicht irgendwo reinrutschen.“ Und ehrlich gesagt: Ich hatte auch gar nicht richtig verstanden, was eine Initiation überhaupt ist. In meinem Kopf war das eher ein Übergangsritual für junge Männer – zum „richtigen Mann“ werden oder so ähnlich.
Also schrieb ich zunächst eine sachliche Anfrage. Die Antwort kam schnell, offen und
freundlich, mit mehreren Ansprechpartnern und Telefonnummern für Rückfragen. Trotzdem blieb mein Misstrauen. Natürlich googelte ich die Namen und Nummern, wollte genau wissen, mit wem ich es zu tun habe.
Beim ersten Anruf erreichte ich niemanden. Beim zweiten meldete sich Manfred aus Sachsen – ein offener, sympathischer Mann. Ihm sagte ich gleich: „Ich bin Mitte 50 – keine 20 mehr. Und ehrlich gesagt: Ich suche nichts Spirituelles oder Esoterisches.“
Seine Antwort kam ohne Zögern: „Das ist es auch nicht. Mich hat es damals gerettet. Und zu deinem Alter: Du bist genau richtig.“
Dieser Satz hat bei mir sofort etwas ausgelöst. Plötzlich waren da keine Zweifel mehr. Ich
wusste: Das ist mein Weg – und ich kann meinem Bauchgefühl vertrauen.
Meine ersten Councils
Ein Schlüsselerlebnis für mich waren die sogenannten Online-Councils – Gesprächsrunden mit Männern, die nach vier einfachen Regeln ablaufen: nur sprechen, wenn man den Redestab in der Hand hat; vom Herzen sprechen; zuhören, ohne zu bewerten; und sich kurzfassen.
Ich hätte nie gedacht, dass so etwas bei mir funktioniert, gerade weil ich eher ein Kopfmensch bin und mich schwer öffne. Doch schon im ersten Council merkte ich: Das geht. Ich darf hier sein, ohne etwas beweisen zu müssen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, und lange brachte ich kein Wort heraus. Erst am Ende sagte ich ein paar Sätze – nicht viel, aber genug, um zu spüren: Ich kann mich zeigen, auch vor fremden Männern.
Mit jedem weiteren Council wuchs meine Bereitschaft, offener zu werden. Manchmal war es schwer, manchmal sehr emotional, aber ich spürte: Das ist ein Raum, der mich weiterbringt.
Diese erste Erfahrung sollte später noch wichtiger werden.
Meine Bewerbung
In meiner Bewerbung habe ich versucht auszudrücken, was mich bewegt:
Ich bin 55, gesund, in einer stabilen Beziehung und beruflich klar – und doch tauchten immer wieder Fragen auf, die ich nicht länger wegdrücken wollte. Kontrolle, Scham, Perfektionismus, die Suche nach Bestätigung – das alles kenne ich gut. Aber ich spürte: Ich will nicht mehr nur funktionieren.
Hinter allem stand letztlich ein tiefer Wunsch: wirklich gesehen zu werden, nicht über Leistung oder Stärke, sondern als Mensch, als Mann.
Ein Schlüsselerlebnis war für mich die Beziehung zu Max, dem Hund meiner Partnerin. Früher hatte ich Angst vor Hunden. Nähe, Berührung, Körperkontakt – all das war für mich nicht einfach, ich war eher kontrolliert und auf Ordnung bedacht. Heute ist es anders: Ich liege entspannt im Bett, Max kuschelt sich an mich, leckt mein Gesicht – und ich lasse das nicht nur zu, ich genieße es. Für mich ist er ein Symbol dafür, dass sich in mir etwas verändert hat: dass ich Nähe zulassen und Verbindung suchen kann, ohne alles filtern oder kontrollieren zu müssen.
Auch die Verbindung zu meinem längst verstorbenen Vater spielte eine Rolle. Ich spürte, dass es Zeit war, nicht mehr nur zurückzuschauen, sondern nach vorn zu gehen.
In meiner Bewerbung schrieb ich: „Ich möchte Nähe nicht länger aus sicherer Distanz
betrachten, sondern sie wirklich erleben – mit Körper, Herz und Präsenz. Ich möchte als Mann dazugehören, nicht über Leistung oder Stärke, sondern über Echtheit.“
Nachdem meine Bewerbung angenommen war, rückte der Tag der Abreise näher.
Die Anreise
Als es schließlich losging, hatte ich keine Zweifel mehr. Mit einem guten Gefühl machte ich mich auf den Weg.
Und trotzdem war da mein gewohntes Muster: alles absichern, alles im Griff behalten. Ich
organisierte eine Fahrgemeinschaft, schrieb meiner Freundin alle Details auf, wo mein Auto
steht, und gab ihr Notfallnummern. Kurz vor der Abfahrt fotografierte ich sogar noch das Auto, in das ich einstieg, und schickte ihr das Bild.
Außer meiner Freundin wusste niemand von der Initiation. Ich war sicher, dass die meisten es nicht verstehen würden. Ich wollte mich nicht erklären oder rechtfertigen – und vor allem nicht riskieren, dass mir jemand die Erfahrung zerredet. Deshalb habe ich nach außen gesagt: „Ich bin auf einer Weiterbildung.“ Für mich war klar: Das ist mein Weg, und der gehört geschützt.
Eigentlich entspricht es überhaupt nicht meinem Naturell, mich mit Fremden zu verabreden und einfach in deren Auto einzusteigen. Das lief meiner Erziehung völlig entgegen. Aber genau deshalb war es wichtig. Ich hatte kein Misstrauen, keine Angst – im Gegenteil: Ich fühlte mich sicher. Und dieses Gefühl hat mich die ganze Fahrt begleitet.
Was mich dort erwartet hat
Die Initiation dauerte mehrere Tage, in denen wir bewusst aus dem Alltag herausgenommen wurden. Handys wurden abgegeben, wir lebten in einfachen Strukturen – mit Meditation am Morgen, gemeinsamen Mahlzeiten, Councils, kleinen Gruppen, Austausch, Aufgaben in der Natur, stillen Zeiten und Ritualen, die uns herausforderten und stärkten.
Es gab Fragen zum Nachdenken, ehrliche Gespräche ohne Masken, Abende am Feuer mit
Trommeln und Liedern und vieles mehr. Alles zusammen war eine intensive Mischung aus Stille, Begegnung, Herausforderung und Verbindung – eine Erfahrung, die ich so noch nie gemacht hatte.
Exemplarisch möchte ich das stille Zelt nennen. Dort hingen Fotos der Väter, die wir Teilnehmer mitgebracht hatten. Auch ich hatte ein Bild meines verstorbenen Vaters dabei. In diesem schlichten Raum habe ich gebetet, Kerzen entzündet oder einfach nur still dagesessen. Es war ein Ort voller Geschichten und unausgesprochener Worte.
Am letzten Tag wurden die Bilder aus dem stillen Zelt in das Heilige Zelt getragen. Dort hatte ich das Gefühl: Die Väter sind jetzt mit uns hier – sie dürfen dabei sein, mit Stolz. Dieser Gedanke begleitet mich bis heute.
Wie es nachwirkte
Schon auf der Heimfahrt war mir klar: Die Initiation ist kein abgeschlossenes Wochenende,
sondern der Beginn eines Weges. Sie wirkte nach – über viele Wochen. Ich spürte das Bedürfnis, Dinge anzusprechen, die lange in mir lagen.
So habe ich mehrere Männer besucht, die für mein Leben wichtig waren. Einer davon war mein früherer Chef. Er war für mich über viele Jahre eine prägende Figur – fast wie eine stille Vatergestalt. Unser Abschied vor 15 Jahren war hart, vieles war unausgesprochen geblieben.
Nach der Initiation wollte ich das nicht länger so stehen lassen. Also schrieb ich ihm einen Brief, in dem ich Dankbarkeit, Respekt und meine persönliche Sicht ausdrückte. Diesen Brief habe ich ihm vorgelesen – und er hat ihn angenommen. Kein großes Theater, aber echte Begegnung. Am Ende reichten wir uns die Hand. Für mich war das wie ein Kreis, der sich schließt.
Solche Begegnungen haben die Wochen nach der Initiation geprägt. Ich habe geschrieben,
gesprochen, alte Beziehungen angeschaut. Nicht, um Rechnungen zu begleichen – sondern um Frieden zu finden. Und genau darin merke ich bis heute, wie stark die Initiation nachwirkt.
Mein weiterer Weg
Die Erfahrung meiner ersten Councils habe ich nach der Initiation fortgeführt – sie sind bis heute ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Oft lege ich andere Termine darum herum, weil ich dort eine Tiefe und Ehrlichkeit erlebe, die im Alltag selten vorkommt.
Auch andere Formate habe ich inzwischen besucht, etwa die RausZeit. Anders als bei der
Initiation habe ich diesmal meiner Familie erzählt, wohin ich fahre. Ein paar Sprüche musste ich mir anhören, doch das war in Ordnung – es fühlte sich besser an, ehrlich zu sein. Und dann mit gleichgesinnten Männern beim Zelten zu sitzen, am Feuer, in Gemeinschaft: das war ein gutes, rundes Gefühl.
Mir ist bewusst, dass all das nur möglich ist, weil Männerpfade auf die Arbeit von Richard Rohr zurückgeht – und weil viele Ehrenamtliche ihre Zeit und ihr Herzblut einbringen. Ihr Engagement, ihre Verlässlichkeit und die Ernsthaftigkeit, mit der sie das Ganze tragen, beeindrucken mich immer wieder. Dafür bin ich dankbar – und ich bin sicher, dass auch ich mich künftig entsprechend meiner Fähigkeiten einbringen werde.
Das nächste persönliche Treffen ist bereits fest in meinem Kalender notiert: die
Ratsversammlung im Januar 2026 – ein Wiedersehen mit den Männern von Männerpfade, mit Council, Natur und Gemeinschaft.
Am Anfang meines Weges stand der Wunsch, mit meinen Reaktionen besser umzugehen und gesehen zu werden. Heute weiß ich: Dazugehören, Verbindung und Echtheit sind das, was mich trägt – und genau das habe ich hier gefunden.
Pino
39 Statements zur Initiation
Initiation – was bedeutete das für uns Männer?
Ich erfahre eine starke Verbundenheit.
Ich erlebe das Leben viel intensiver.
Ich spüre einen religiösen nährenden Rückbezug.
Ich begegne Menschen mit offenem Herzen.
Ich nehme mich liebevoller an.
Ich bin auf dem Weg zu mir selbst unterstützt worden.
Ich bin mir auf dem Weg zu mir selbst neu begegnet.
Ich habe die Identität als Mann gefunden.
Ich habe neue Facetten des MannSein erkannt.
Ich konnte den Himmel neu sehen.
Ich habe GOTT getroffen.
Ich habe Kraft und Lebendigkeit erfahren.
Ich habe Bestätigung meines eigenen MannSeins bekommen (so wie ich bin, bin ich richtig).
Ich bin in einen neuen Lebensabschnitt eingetreten.
Ich habe gelernt, wie MannSein konsequent gelebt werden kann.
Ich habe meine Schattenseiten kennengelernt.
Ich habe mich in meinen Archetypen erfahren.
Ich habe Wertschätzung für meinen Vater bekommen.
Ich habe die Masken des Lebens erkannt.
Ich habe Gemeinschaft gespürt.
Ich habe erfahren, wie Ganzheit vor Teilheit steht.
Ich habe Vertrauen erfahren und bin über das Glauben hinausgewachsen.
Ich bin von vielen inneren Bildern befreit worden.
Ich habe gelernt mich in der Gegenwart auszuhalten.
Ich konnte eigene Künste „lebbar“ werden lassen.
Ich konnte Heilung herbeiführen.
Ich habe Spiritualität erfahren.
Mir ist der Spiegel im Anderen bewusst geworden.
Ich habe die Wildheit in mir erfahren.
In mir sind neue Türen geöffnet worden.
Ich habe eine persönliche Inventur gemacht.
Ich spüre, wie ich zum Stamm der Männer gehöre.
Ich habe begonnen den kosmischen Tanz zu tanzen.
Ich habe das Leben ganz erfahren.
Ich konnte Veränderung angehen.
Ich habe mich ausgesöhnt.
Mir ist die Heilige Wunde klar geworden.
Ich habe das Vergessene neu entdeckt.
Die Tiefe und Breite des Lebens wurde mir deutlich.
39 Statements zur Initiation bei der Ratsversammlung 2017


