Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!

von Peter Hebeisen

Am 06. Januar schoss eine Aktie um 17% in die Höhe. 17%! Und das in einem Umfeld, in dem mit den Stellen nach dem Komma operiert wird. Was war geschehen? In Amerika hatten erboste Bürger gerade das Weiße Haus gestürmt, weil sie Betrug und Verrat witterten. Fünf Menschen sind dabei getötet worden. Darauf schoss die Aktie von Smith & Wessen um 17% nach oben. Mich erschüttert dies sehr! Ich finde wahnsinnig, dass die Börse sofort reagiert, wenn irgendwo Anzeichen von Revolution, Bürgerkrieg oder Umsturz zu erkennen sind.* In diesem Fall war es in dem Land, das sich damit schmückt, die älteste Demokratie der Welt zu sein. In ihr sind Anzeichen für noch mehr Spaltung, noch mehr Trennung und damit noch mehr Auseinandersetzung und Gewalt zu sehen. Die
Folge, die Aktie einer Firma, die Waffen herstellt, schnellt nach oben. Ja, ich weiß, es ist nicht das einzige Beispiel und es ließe sich eine lange Liste erstellen, in denen Firmen wie Nestlé, Amazon, Balckrock und Shell vorkämen, in denen über Blutgold zu reden wäre und wo angesprochen werden müsste, dass an der Börse auch auf Hungersnöte gewettet wird. Um es klar zu sagen: Es geht NICHT um eine grundsätzliche Schelte aller Börsengeschäfte oder der gesamten Anleger und Geld verdienen ist nicht prinzipiell verwerflich. Es gibt reichlich ethische Anlagemöglichkeiten, die auch an der Börse gehandelt werden und wo andere Prinzipen als die reine Gewinnmaximierung gelten. Es geht jedoch darum, dass ethische, soziale und humane Werte nicht einfach über Bord geschmissen werden. Auch dann nicht, wenn Meinungsmacher und Meinungsführer einen dazu verführen wollen.
Wohin solches Treiben führen kann und zu was Menschen fähig sind, lehrt uns die Geschichte.
Napalm, agent Orange, Waterboarding und Kinderhandel sind nur die Spitze eines riesigen Eisberges, der sich bis ins Private, in die Familie, in die Partnerschaft hinein erstreckt. Gesellschaftlich umspült ist dieser „Eisberg“ von Begriffen wie Kollateralschäden und Human Resources. Letztere hießen früher mal Personalabteilungen, da kam die Person und nicht einfach die Arbeitskraft zur Sprache und Erzieherinnen hießen früher Kindergärtnerinnen, da war zumindest die Idee, dass sie hegen und pflegen und nicht einfach erziehen, im Wort manifest.
Tut um Gottes willen etwas Tapferes! So ist dieser Monatstext bewusst überschrieben. Der Titel stammt von einem Buch aus meinem Regal. Es beschreibt das Leben des Wuppertaler Pfarrers Karl Immer, der ab 1971 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland war. „Tut um Gottes Willen etwas Tapferes!“ hat jedoch längere und ältere Wurzeln. Sie reichen bis in die Zeit der Reformation. Ulrich Zwingli, der Zürcher Reformator, schrieb diese Worte an die Wand des Züricher Münsters. Sie wurden das Leitmotto über seinem Leben. Karl Immer und Ulrich Zwingli ist gemein, dass sie sich mehr von ihrem Glauben und ihrer Überzeugung leiten ließen, denn von einer Mehrheitsmeinung oder Meinungsmachern.
Immer war es ein Anliegen, dass die Kirche und die Menschen, die sich in ihr bewegen, aus dem Widerstand der Kirche in der NS-Zeit ihre Lehren ziehen und diese Einsichten leben. Zwingli trat mit diesen Worten radikal für die Freiheit des Denkens und der freien Predigt ein. Er wollte die Freiheit, die erstritten war, bewahren.
Mir scheint, dass wir in einer Zeit leben, in der es mehr und mehr Mut braucht, sich für humane, für menschliche Werte einzusetzen. Relativ schnell wird man zum „Gutmenschen“ deformiert. Es braucht Mut dagegen zu halten und weil es Mut braucht, braucht es auch Orte der Stärkung, der Vergewisserung. In dem Zusammenhang denke ich gerne an die Ratsversammlung vor einigen Tagen zurück. In ihr konnte ich erleben, was es heißt, wenn Männer wertschätzend, zuhörend und in gegenseitiger Achtung miteinander unterwegs sind. Ich wünsche mir sehr, dass diese Gemeinschaft nicht einfach bei einem Jahrestreffen gelebt wird, sondern auch während des Jahres Gestalt und Ausprägung findet, die sich bis in die privaten kleinen und größeren Begegnungen hinein erstrecken.
Denn das Tapfere ist nicht einfach da zu finden, wo Großes auf einer (politischen) Bühne bewegt wird, sondern da, wo ethische, menschliche und soziale Überzeugungen gelebt werden. Sei es in einer vergebenden Geste nach einem Streit, sei es in einem Widerwort gegen stumpfe Parolen, sei es in einem Wort gegen das Gegeneinander. Das Große beginnt im Kleinen, sagt Jeff Bezos und der muss es wissen. Männer, ich freue mich ein Teil von Männerpfade zu sein und hier auch Mut und Motivation zu finden, damit ich um Gottes Willen etwas Tapferes tun kann!
Peter Hebeisen, Januar 2021

*Der Text ist vor der Amtseinführung von Joe Biden geschrieben. Was bei der Amtseinführung und in den Tagen danach passieren wird, wissen wir derzeit noch nicht.

Wildnis in Deutschland

Wie weit Deutschland beim naturbelassenen Wald von seinen eigenen Zielen entfernt ist und bleibt, wird in dem folgenden Beitrag deutlich:
Die EU fordert eigentlich 10 % der Gesamtfläche des Landes als Wildnis auzuweisen.
Wildnis meint dabei einen zusammenhängenden Bereich von >1.000 ha (= 10 km²). Deutschland ist da etwas „bescheidener“ und hat sich 2 % zum Ziel gemacht, das bis 2020 erreicht werden sollte. Erreicht hat Deutschland 0,6 %.

Bericht vom ZDF vom 23.02.2021

Wie im Großen so im Kleinen:
Heute in meiner Tageszeitung: Marienkäfer sind bedroht, weil die Kleingärten zu aufgeräumt sind. Marienkäfer benötigen Totholz- oder Laubhaufen zum Überwintern. In unseren aufgeräumten Gärten lassen wir aber die „Wildnis“ im kleinen Maßstab auch nicht zu. Dabei wäre es keine Problem, die Laubhaufen im Herbst anzulegen und bis zum Frühjahr liegen zu lassen oder überhaupt eine „wilde Ecke“ einzurichten mit Totholz oder einen Steinhaufen und es gibt bestimmt noch viele andere Möglichkeiten.

Wie viel „Wildnis“ lasse ich in meinem Leben zu? Hoffentlich mehr als 0,6 oder 2,0 % – und das nicht nur, um besser dazustehn als Deutschland. „Wildnis“ ist ein Teil unseres ursprünglichen Lebens, von dem wir abgeschnitten wurden und es ist an uns selber, diese Verbindung wieder herzustellen.

Wenn Männer fragen

von Andreas Hofmann

Ratsversammlung 2021. Ich stehe zur Wahl als Hüter. Aber es ist Thomas, der gewählt
wird. Ich bin äußerlich gelassen, innerlich ist „etwas“ los, das mir aber in der Situation
kaum bewusst, kaum bennbar ist.

Einige Männer fragten mich im Nachgang, wie es mir mit der Entscheidung ginge; sie
fragten das im ehrlichen Ansinnen zu erfahren, wie es um mich stünde. Und ich begann
von mir zu erzählen, im Bestreben das ebenso ehrlich zu beantworten, wie die
Fragenden mich gefragt hatten. Ganz im Sinne der Kleist´schen „allmählichen
Verfertigung der Gedanken [ich möchte ergänzen „und Gefühle“] beim Reden“ wurde
mir bewusst, dass mich das Nicht-Gewählt-Werden mehr betrifft als ich es mir
eingestehen konnte. Im Antworten auf die Frage erzählte ich mich hin zu den
Gegebenheiten, die da in mir schlummerten. Mir zeigte sich die Kränkung, die für mich
darin lag; ein anderes Mitglied meines inneren Untergrund-Konzerts deutete das ganze
als Zurückgewiesen-Werden; die Angst nicht dazugehören zu „dürfen“ kam zum
Vorschein. All diese inneren Erkundungen wurden auch angestoßen durch die Fragen
und das zugewandte Gehört-Werden. Die Kränkung und die Angst des
Zurückgewiesenen bahnte sich den Weg ins Benenn- und damit ins mir Eingestehbare.
Wieder einmal landete ich bei wohlbekannten Ängsten, aber so bekannt sie mir auch
sind, so untergründig schlummer(te)n sie in mir; die mit Interesse und der Bereitschaft
Zuzuhören gestellte Frage „Wie geht es Dir?“ hat mir die Möglichkeit gegeben, die
Vorhänge des inneren Theaters zur Seite zu ziehen.
Ich möchte uns alle ermutigen, uns in freundlicher Neu“gier“ zu begegnen, indem wir
uns einander fragende Impulse zukommen lassen und dann Zuhören wie Michael Ende
es bei seiner Momo beschreibt. Sie konnte nämlich so „zuhören, dass dummen Leuten
plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. […], dass ratlose und unentschlossene Leute
auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten. Oder dass Schüchterne sich plötzlich
frei und mutig fühlten. Oder dass Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh
wurden.“
Die eigenen Gedanken und Interessen soweit hinten an zu stellen, dass das geht – das ist
auch ein Teil der Wahrheit, dass „es sich nicht um mich dreht“!
Andreas Hofmann
Januar 2021

Die Perle der Hoffnung durch Handeln finden

diesen letzten Absatz im Buch „Hoffnung durch Handeln“ von Joanna Macy & Chris Johnstone (S.212) gebe ich hier komplett wieder:

„Als Boris Cyrulnik zehn Jahre alt war, musste er sich verstecken. Er lebte Damals in Frankreich, das von den Deutschen besetzt war, und musste unsichtbar werden und bleiben, wenn er sein Leben retten wollte. Andere Mitglieder seiner Familie wurden wegen ihrer jüdischen Abstammung nach Auschwitz deportiert und getötet. Diese traumatische Erfahrung warf für Boris die bleibende Frage auf, was uns zu Stärke verhelfen und unsere Resilenz vertiefen kann.

Er arbeitete dann mit missbrauchten Kindern, Kindersoldaten in Kolumbien und Überlebenden des Völkermordes in Ruanda und wurde zu einem der führenden Psychologen der Welt für die Heilung traumatisierter Kinder. In seinem Buch Resilence schreibt er:

Die Perle der Auster könnte das Sinnbild der Resilenz sein. Wenn ein Sandkorn in eine Auster eindringt und sie so quält, dass sie zu ihrer Verteidigung eine perlmuttene Substanz absondern muss, erzeugt die Abwehrreaktion ein Material, dass hart, glänzend und kostbar ist.¹

Wir leben in einer Zeit, in der der lebendige Leib der Erde angegriffen wird, und der Angreifer ist nicht eine außerirdische Macht, sondern unsere eigene industrielle Wachstumsgesellschaft. Gleichzeitig ist ein außergewöhnlicher Selbstheilungsprozess im Gange, eine vitale und kreative Reaktion, die wir als Großen Wandel bezeichnen. Was uns hilft, uns dem Chaos zu stellen, in dem wir stecken, ist das Wissen, dass jeder von uns etwas Bedeutsames anzubieten hat und seinen Beitrag leisten kann. Wenn wir all unsere Kräfte aufbieten, um uns der Herausforderung gewachsen zu zeigen, entdecken wir etwas Kostbares, was sowohl unser Leben bereichert als auch die Selbstheilungskräfte der Erde unterstützt. Eine Auster bildet als Reaktion auf ein Trauma eine Perle. Die Perle, die wir der Welt schenken, ist unsere Hoffnung, die in unserem Handeln Ausdruck findet.“

¹ Boris Cyrulnik, Resilence: How Your Inner Strength Can Get You Free from the Past, New York, Penguin, 2009, S. 286

Schwellenraum – Zeit des Übergangs

von Manfred Richter

Es gibt Schwellen­raum­zeiten im Leben: der Eintritt in die Schule, der Übergang vom Kind zum Jugendlichen, vom Jugendlichen zum Erwachsenen, den Eintritt in eine Arbeit…

Ich befinde mich in einem Schwellenraum – den Übergang von der Arbeit in die Zeit nach der Arbeit. Da heißt es Abschied nehmen: von den Kolleginnen und Kollegen und von vielen anderen Menschen, mit denen ich in den letzten Jahren beruflich und manchmal auch darüber hinaus zu tun hatte. Ich habe dies mit einem Fest gefeiert, einem „sich gegenseitig Danke sagen“ – Fest. Das war gut und wichtig für mich, diesen Übergang auch zu feiern. Etwas geht zu Ende und etwas beginnt.

Von dem was beginnt habe ich nur eine vage Vorstellung. Es ist wie ein Tasten im Nebel, ein Ausprobieren, bestätigen, verwerfen alter und neuer Gewohnheiten. Es ist eine Zeit mit sehr viel Gestaltungsspielraum. Ich kann an Arbeiten auch mal länger dran bleiben, ich kann Freunde besuchen oder meine Enkel, im Garten werkeln, in die Natur gehen, Musik machen, meiner Intuition folgen.

Beziehungen verändern sich – der Kontakt zu den – jetzt ehemaligen – Arbeitskollegen wird weniger und mir ist klar, dass ich selbst jetzt viel mehr für neue Begegnungen verantwortlich bin. An dieser Stelle trifft sich nun mein persönlicher Schwellenraum mit einem kollektiven Schwellenraum:

Die Welt befindet sich in einem Schwellenraum – es wird kein Zurück zu einem Zustand, wie er gewesen ist, geben. Der Schwellenraum lässt sich nicht mit einer „freiwilligen“ Massenimpfung auflösen. Aber genau das scheint mir der Plan aller sichtbaren Anstrengungen zu sein: Mit einem Impfstoff zurück zu dem, was vorher war. Ich befürchte, dass dieser Plan nicht aufgeht. Weil ein paar grundlegende Wahrheiten einfach nicht akzeptiert werden wollen. Wir kennen sie als die harten Wahrheiten aus der Initiation:

Das Leben ist hart.

Du wirst sterben.

Du hast nicht die Kontrolle

Du bist nicht wichtig.

Dein Leben dreht sich nicht um dich.

Ja – es gibt eine Fortführung dieser harten Wahrheiten – aber erst nach der Schwellenzeit. In der Schwellenzeit muss ich mich den harten Wahrheiten stellen und sie fordern mich total heraus.

So ist eigentlich auch die Gesellschaft herausgefordert – und sie ist nichts von mir Getrenntes, ich bin ein Teil von ihr. Als Gesellschaft wollen wir diese Wahrheiten nicht akzeptieren – also akzeptieren wir alles, was ein Zurück aus dem Schwellenraum scheinbar möglich macht. Das wird sich als Irrtum heraus stellen. Wir müssen uns den harten Wahrheiten stellen.

Was die Natur für mich vermag

von Heinz Peters

Jetzt bin ich seit dem 20.09.2020 wieder zu Hause vom FIRMing.

Ich bin schon lange in der Natur und die letzten Jahre gerne mit meinem Hund unterwegs.

Diese Naturzeiten sind Zeiten der Ruhe, Zeiten besonderer Wahrnehmungen, Zeiten nur für mich. Eine Art von Meditation.

Aber heute war etwas anders. Früher war da der Wald, da der Hund, da die Natur und irgendwo auch ich. Aber alles war getrennt voneinander vorhanden. So war mein bisheriges Naturempfinden. Heute war alles eins. Ich kann es mit Worten gar nicht beschreiben.

Es war eine wunderbare Verbundenheit mit allem da. Es regnete stark und ich fühlte eine große Ruhe in mir, ich fühlte mich leicht und frei, frei von Schmerzen, Druck und Gedanken. Einfach verbunden mit jedem Baum, Busch, Gras, Pilz, Blatt, Vogel, Wurm und was da sonst noch existiert.

Aber vor allem verbunden mit mir.

Eine unglaubliche Stille und ein starker Frieden in mir und um mich herum.

Diese Stille kenne ich, darf ich sagen, seit meiner Nacht alleine im Thüringer Wald während des FIRMing.

Damals trat sie ein, die Stille und der Frieden, als ich meine Ängste aufgab und mich ergab in das was war.

Ich bin sehr dankbar für dieses, wenn auch kurze Gefühl des Friedens und der Ruhe und der Verbundenheit mit Allem. Es ist aber eine Sicherheit in mir, die mir deutlich macht, dass ich dieses Gefühl ab jetzt immer wieder mal erfahren darf.

Ich freue mich auf meine nächsten Zeiten in der Natur.

Heinz Peters

Initiation, warum es sich lohnt

von Stefan Brombach

Ich werde nicht selten gefragt, was die Initiation denn nun ist und was davon im Nachgang zu erwarten ist. Erst kürzlich berichtete mir ein Mann der vor einiger Zeit durch die MROP ging, dass er jetzt erst das Gefühl habe, wirklich zu verstehen.
Und wie das so ist, gehe ich mit diesen Dingen die ich höre in die Stille nach Innen und bewege sie in mir. Manchmal Tage, manchmal Wochen, manchmal Monate später (und ich habe in manchen Dingen und Fragen schon Jahre gewartet) taucht dann ein Bild in mir auf. In diesen Momenten habe ich dann das Gefühl „Ja, genau so kann man es verstehen, sehen, beschreiben oder angehen.“

Ein solches Bild ist mir wieder mal gekommen.

Es ist noch nicht Äonen her, eher nur so um die 30 Jahre, da bin ich mit meinen Freunden mit dem Auto nach Italien an die Riviera gefahren. Damals gab noch keine Navis die einen an jeder Abbiegung informieren und Routen bei Bedarf einfach automatisch korrigieren. Damals ging man vor der eigentlichen Reise zu den „gelben Engeln“, dem ADAC, und fragte um eine Routenbeschreibung an. Daraufhin bekam man eine Art Mappe, in welcher sowohl Kartenmaterial mit eingezeichneter Route, als auch Infomaterial über Sehens­würdigkeiten entlang der Strecke und am Zielort zu finden war. Darunter Informationen über Klima, Kultur, Landeswährung, Umtauschkurse, Tankstellen etc.

Bevor wir losfuhren schauten wir meist nicht auf die Karte. Wir glaubten uns ja schon erwachsen, groß und fähig uns zumindest in Deutschland auszu­kennen. Doch im Gepäck waren wir mit dieser Reisemappe ausgestattet und machten uns auf den Weg nach Süden. Es war und blieb trotz Karte ein Abenteuer. Würden wir uns nicht doch verfahren, würde das Auto halten? Auf einer unserer Reisen tat es das nicht und wir steckten daraufhin 3 Tage in einem ausgestorbenen Nest namens Tortona fest.

Eine Tortur, doch dank unseres Kartenmaterials fanden wir eine Werkstatt. Und wenn wir auch von Samstag bis Montag in Hitze ausharren und auf eine Reparatur warten mussten, so war uns diese Mappe, dieses Kartenmaterial, immer wieder mal hilfreich. Und manchmal war es auch einfach gut zu schauen, wo wir uns gerade auf der Strecke befanden. Wie viel wir schon an Weg zurückgelegt hatten und wie viel an Weg noch vor uns lag.

Heute wage ich zu sagen, dass die MROP den Kartensatz für Deine Seelenreise vom Jungen zum Mann bereit stellt. Sie ist der begleitende „gelbe Engel“ der Dir dienen kann von dem Ort wo Du jetzt bist, hin zu Deinem wahren Selbst.

Jede Reise, welche kein Trip werden soll, beginnt ja bereits mit der Vorbereitung. Und die Initiation ist der Startpunkt Deiner ganz persönlichen Reise. Hier bereitest Du Dich vor, hier bekommst Du das Kartenmaterial und den Kompass für das vor Dir liegende Abenteuer Deines lebenslangen Weges als Mann in dieser Welt.

Dafür musst Du kein Clubmitglied werden! Um Dir Deinen Kartensatz zu holen, brauchst Du lediglich aufrichtige Neugier auf das, was da auf Deinem Weg liegt. Du brauchst ein offenes Herz, das bereit ist sich einzulassen und hinzufühlen. Und zu guter Letzt brauchst Du den Mut Deinen Willen für das zu öffnen, was sich (in) Dir zeigt.

Hol Dir JETZT Deinen Kartensatz! – Sei dabei in der MROP 2021 und melde Dich gleich an.

Antar Vimukto (Stefan) Brombach

Der fiese Montag

von Manfred Richter

Wir hatten ein Männer­wochen­ende. Wir waren aus verschiedenen Gegenden Deutschlands zusammengekommen. Zuletzt hatten wir uns vor einem halben Jahr gesehen, dazwischen hatten wir mal telefoniert oder saßen online zusammen. Wir haben Zeit miteinander verbracht und saßen miteinander im Council: was ist seit deiner Initiation passiert? Jeder Mann hatte seine Geschichte zu erzählen. Das waren sehr bewegende Geschichten, direkt aus dem Herzen gesprochen.

Und dann fuhren wir wieder nach Hause, dort erwartete uns die Familie, eine Frau, ein Freund oder eben auch niemand.

Ich schrieb am nächsten Tag noch mal eine Mail an die Männer aus der Runde:

„…Ich hoffe, ihr seid alle wieder gut zu Hause angekommen und der Montag ist nicht allzu fies… “

Ein Mann aus der Runde antwortete mir:

„…doch, der Montag ist fies.
Das leben in Gemeinschaft hat seine Qualitäten (wie auch Herausforderungen) und nach so einem Wochenende fühl ich mich durchaus auch ein wenig allein. Ich weiss, ich bin es nicht; da ist die Familie, meine Frau und die in der Welt verteilten Freunde ….
und doch koche und trinke ich meinen Kaffee hier gerade allein… und das ist nicht nur schön ;o)…“

Während der Zeit der Initiation, in den Tagen von Mittwoch bis Sonntag, entsteht bei den Männern in den Kleingruppen als auch in den großen Runden – neben dem persönlichen Prozess – eine Brüderlichkeit, die sehr tief gehen kann. Die strahlenden Männeraugen am Sonntag, wenn die Männer in den Bus steigen, die Erfahrung der Tage im Gepäck, das Gold, das nicht verkleckert werden soll – so kommen sie nach Hause, zu ihren Lieben.

Der fiese Montag kommt – früher oder später. Die Ernüchterung: ich habe mich verändert in den letzten Tagen, warum die Welt um mich herum nicht? Was fange ich mit meinen Erfahrungen an, mit wem kann ich sie teilen? Wie kann ich den Funken, der in den Tagen entzündet wurde, hüten? Was kann ich davon weitertragen, um andere Männer anzustecken? Wo und mit wem kann ich diese Brüderlichkeit immer wieder einmal leben – in einer Männergruppe und zu anderen Gelegenheiten.

Und doch kommt immer wieder der Moment, wo wir uns trennen und jeder in seinen „Alltag“ zurück muss, vielleicht ein kleines Stück reicher als zuvor.

Es gibt das eine nicht ohne das andere – die brüderliche Begegnungen und den fiesen Montag danach.

Von einer Initiation beim Kentern mit einem Kajak…

von Walter Altmannsberger

Es ist Sommer, es ist heiß, ich bin träge. Es geht mir nicht gut. Alles ist zu viel. Ich will auf der faulen Haut liegen, am besten im Schatten, noch besser im Wasser. Ist da überhaupt Zeit und Energie, um mich mit Innerlichkeit und Selbstveränderung zu beschäftigen?

Ja, überraschenderweise ja. Und das hätte ich vor diesen Tagen und diesen Erfahrungen nicht gedacht.

Aber zunächst einmal zum Anfang. Der Name des Seminars, das an einem See stattfinden sollte, hörte sich erst einmal harmlos an: „Schwellenpaddeln“. Paddeln also, über Schwellen paddeln und auf seine Wahrnehmung achten. Auf sein Inneres. Sehr spannend. Und erst die Bilder auf der Website: Sehr einladend.

Der Verlauf orientiert sich am indigenen Medizinrad, den sogenannten „Vier Schilden“. Das kann man gut googeln, denn ich möchte nicht weiter darauf eingehen, außer, dass es ein ganzheitliches eben nicht lineares Entwicklungs- und Orientierungsmodell ist, das sich an den Himmelsrichtungen, den Jahreszeiten oder den Entwicklungszeiten des Menschen orientiert.

Ganz nach dem Motto des Sommers starten wir im Süden. Der steht für Körperlichkeit, Sinnlichkeit, Zugehörigkeit, Genuss oder biografisch für die Kindheit. Und ganz diesem Motto folgend werden wir nach einer kurzen Einführung aufs Wasser gelassen. Spielerisch erkundend, sich ausprobieren, in Kontakt kommen.

Den nächsten Tag können wir uns in der Weite einer längeren Tour ausprobieren. Wir paddeln(!) früh los, haben Zeit, über eine fiktive Schwelle eines Kanals zu gleiten, haben Zeit ,die Natur auf uns wirken zu lassen und uns in ihrem Spiegel zu betrachten. Dazu sitzen wir in einer Pause an Land im Council und erzählen und spiegeln uns unsere Eindrücke und Begegnungen. Aber noch immer sind wir im Süden, genießen bei einer Pause Eis und Kuchen und kommen erschöpft und erfüllt von all den Eindrücken im Camp wieder an.

Am nächsten Tag wird es dann innerlicher und ernster. Wir sind im Westen angelangt. Es gibt Fragen, mit denen wir allein in den Wald geschickt werden: Stimmt mein Kurs? Was behindert mich? Was muss ich vielleicht loslassen, um leichter diesem Kurs folgen zu können. Wir sollen das alles in kurze Sätze fassen.

Aber es bleibt nicht beim Nachdenken, Reden und Philosophieren.

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg … (ich will hier nicht zu viel verraten)… jetzt bekommen wir die Aufgabe, loszulassen, … und zu Kentern ! Das ist heftig. Keiner aus unserer Gruppe kennt diese Erfahrung. Es ist ein Sprung, bzw. eher ein Fall, ins Unbekannte. Wow. Was für eine Heraus-Forderung.

Mit einer großen Portion Unsicherheit steige ich in das Kajak und paddle auf den See….

Ja, es hat geklappt, es ist nichts passiert. Außer, dass mir dieser Moment eindringlich in Erinnerung bleiben wird. Dieser besondere Moment, in dem ich die Herausforderung annehme und mich dazu überwinde, meine Kontrolle loszulassen, mich selber aus dem Gleichgewicht bringe. Dieser Moment, diese Erfahrung hat sich tief eingeprägt. Alles frohe Gesichter um mich herum. Was für ein befreiendes Gefühl. Alle aus der Gruppe haben sich dieser Herausforderung, diesem Fall ins Unbekannte, gestellt und sie für sich bewältigt.

Für mich war das eine initiatorische Erfahrung:

Der Schritt in die Selbstverantwortung, in dem ich wieder und wieder etwas mehr loslasse, was mich an einem auch der Gemeinschaft dienenden Leben hindert. Kein leichter Schritt, ein Schritt, der mir etwas abfordert, bei dem es gilt, etwas Vertrautes loszulassen. Ein Fallen, das doch immer wieder belohnt wird.

Nein, Kentern ist keine reine Mutprobe, kein bungee jumping, auch wenn beides Mut erfordert (und Vertrauen). Diese Art von Mut steht für mich im Dienst einer Sache, weil sie die notwendige Bekräftigung einer Erkenntnis ist. Ein Preis für etwas Anderes, den ich bereit bin, zu bezahlen.

Um einer Sache willen, die ich „das größere Ganze“ nennen kann.

Es ging dann noch weiter im Medizinrad, über die Klärung und Konkretisierung meines Kurses im „Norden“ und der Unterstützung im „Osten“, auch hier will ich nicht mehr verraten. Was mich tief beeindruckt hat, ist vor allem die Erfahrung dieses „speziellen“ Kenterns.

Danke an Bettina und Jens von den „Naturkreisläufern“, danke an die Gruppe, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Eine Erfahrung der Bekräftigung, die mich gestärkt hat und die mich weiter begleiten wird, gespeichert im Bild meines kenternden Kajaks… .

HO!

Walter, August 2020