Veränderung braucht Mut!

Ein blogbeitrag von Walter

Alles begann nach dem 50. Die Krise kam klassisch in der Lebensmitte (neudeutsch „midlife crisis“). Das was bisher geholfen hatte, half nicht mehr, das kleine Glück trug nicht mehr: Partnerschaft, ein gutes Zuhause, Hobbies, Freunde, Sport, Glaube. Alles fühlte sich falsch an und ich mitten drin in einem Berg von Problemen. Immer mehr Streit, Verunsicherung und Angst vor der Zukunft. Auch meine mir vertraute Sturheit oder meine Ablenkungsversuche halfen nicht weiter. Kein Wunder, dass am Ende Trennung, Scheidung und Rückzug standen. So konnte es nicht mehr weitergehen. Alles fühlte sich leer an. Inmitten dieser stummen Verzweiflung wuchs die Sehnsucht nach einem neuen Anfang. Nur wie sollte der aussehen?

In dieser Phase fiel mir das Buch eines Franziskaners in die Hand: Es war von Richard Rohr und hatte den Titel: „Endlich Mann werden“. Auch wenn es anfangs wie ein großes Durcheinander vieler wichtiger Gedanken wirkte, ließ es mich nicht los. Immer wieder war die Rede von einer „Männer-Initiation“, einer Chance, sich und seinen Platz in der Welt neu zu finden. So richtig verstanden hab ich das damals nicht. Aber sein Schreiben und dieses alte Wort „Initiation“ faszinierte mich. Ungewöhnlich spontan, meldete ich mich sofort an. Was hatte ich schon zu verlieren? Ein paar Wochen später saß ich in einer großen Gruppe von Männern in einem großen Raum und es begann etwas, das ich heute10 Jahre später, nur als „wegweisend“ bezeichnen kann.

Diese sogenannte „Männer-Initiation“ hat mein Leben auseinander genommen und neu zusammengesetzt. Ich konnte Männer und Männlichkeit ganz anders, ganz neu erleben. Männer die kraftvoll und gleichzeitig emotional waren, die weinen konnten und doch stark dabei waren. Ich habe eine Verbundenheit untereinander erlebt, wie nie zuvor. Obwohl ich nicht gleich alles verstand, wirkte es doch wahr und richtig. Die Erfahrungen dieser 5 Tage haben meine oberflächlichen Vorstellungen vom Mann sein grundlegend verändert. Und nicht nur das.

Hätte ich mich vor meiner Krise, ganz ohne Not auf dieses Programm eingelassen? Hätte ich mich vorher auf eine derart intensive Auseinandersetzung mit den wirklich wichtigen Fragen des Lebens ehrlich eingelassen? Mich so offen mitgeteilt? Nein, sicherlich nicht. Für mich war mein Tiefpunkt unverzichtbar, wohl um aus meiner vermeintlichen „Komfortzone“ heraus zu finden. Dadurch erst war ich offen für Neues. Erst dann hatte ich den Mut, mich auf etwas derartig mysteriöses, wie diese Initiation einzulassen. Mich auf die Suche nach meinem innersten Selbst zu machen.

Heute kann ich wieder lachen – und weinen, wenn mir danach ist. Ich lasse mir die Hoffnung nicht nehmen, dass ich trotz des ganzen Chaos in der Welt, etwas Gutes beitragen kann. Und ich habe mehr innere Stärke gewonnen, auf diesem Weg zu bleiben. Auch wenn es nicht immer leicht war und ist.

Am Anfang stand ein Ende – das Ende meiner Ehe. Jetzt ist da ein Neubeginn: Der Beginn eines neuen Mann-seins: Mutiger, offener, engagierter, verbundener. Und die unschätzbare Erfahrung, dass ich trotz aller meiner Macken genüge und sogar etwas zu geben habe. Nie hätte ich gedacht, dass eine 5 tägige Veranstaltung soviel bewirken könnte. Auswirkungen, die 10 Jahre später immer noch anhalten.

Die damalige Verbundenheit besteht weiter, auch meine Sehnsucht nach Sinn, Glaube und Liebe. Ich weiß, dass ein besseres Leben möglich ist, das ist ganz praktische Erfahrung. Viele der Männer, denen ich seither begegnet bin, sind zu Freunden und Wegbegleitern geworden. Ein Geschenk, für das ich dankbar bin.

Um es auf den Punkt zu bringen: Für mich war diese Männerinitiation ein Übergang in eine neue Wirklichkeit, der Anfang eines neuen Weges, den ich tagtäglich weiter gehen kann – und will.

Vielleicht ist sie das auch für dich?

(Wie gesagt: Veränderung braucht Mut. Und manchmal wird einem auch geholfen)

Eine Antwort auf „Veränderung braucht Mut!

  1. Mein lieber Walter, ich bin so dankbar für Männer wie Dich, die sich trauen, sich mit den eigenen Wunden und dem eigenen Scheitern zu zeigen.
    Ich bin so dankbar, dass wir zusammen auf dem Weg sind.
    Brüderlich Josef

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert